Es war wieder einmal sehr heiß auf dem Plateau. Das
Quecksilber schaffte locker die 40-Grad-Marke. Und das war sogar zuviel für
Finn, die eigentlich immer sehr hart im Nehmen war. Sie war heute gemeinsam mit
Veronica auf die Jagd gegangen, doch beide Frauen bereuten ihren Entschluss
schon bald.
"Wow, ist mir heiß!" stöhnte Finn.
"Nicht nur dir" behauptete Veronica und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
"Ich habe hier schon lange keinen so heißen Tag mehr erlebt!"
"Tja, und ich noch nie" behauptete Finn. "Wie gerne würde ich jetzt in einen
kühlen See springen, geschützt durch ein dichtes Blätterdach, so erfrischend..."
"Hey hör auf ich werd noch ganz verrückt davon!" jammerte Veronica. "Ich würde
mich ja auch zu gerne in die Fluten stürzen, aber der nächste See ist sehr weit
entfernt. Wir sollten lieber wieder zum Baumhaus zurück. Dort können wir ja kalt
duschen!" schlug sie vor.
"Wir beide, ganz allein?" witzelte Finn und grinste Veronica von der Seite an.
Diese schaute nur genervt zurück, drehte sich um und lief ohne ein weiteres Wort
in Richtung Baumhaus zurück.
"Hey war doch nicht so gemeint, Veronica, bitte du kannst doch wieder mit mir
reden, bitte bleib doch stehen, verdammt ich..." rief Finn, wurde aber von
Veronica unterbrochen, die stehen geblieben war, eine Hand auf Finns Arm legte
und ihr bedeutete, still zu sein.
"Shhh!" zischte sie.
"Was?" flüsterte Finn zurück.
"Hörst du das denn nicht?" fragte Veronica und lauschte nochmal genau.
"Nö, was soll da sein?" fragte Finn wieder in normaler Lautstärke. "Also ich
höre nichts, vielleicht bildest du dir nur was ein Veronica!"
"Sei doch mal leise Mensch!" zischte sie wieder. "So kannst du sicher nichts
hören!"
Beide Frauen horchten leise in den Jungel hinein. Und tatsächlich! Ein leises
Weinen war zu hören!
"Da weint jemand...hört sich nach nem Baby an!" meinte Finn, wieder etwas
leiser.
"Ja los komm mit, wir suchen danach!" forderte Veronica auf und schlich langsam
vorwärts.
Die beiden Frauen trauten ihren Augen kaum, als sie das winzige Wesen fanden. Es
war eingebettet in einen Weidenkorb und weinte kläglich vor sich hin.
"Oh mein Schatz wer hat dich denn hier zurückgelassen?" fragte Veronica traurig
und nahm das kleine Geschöpf hoch. Das Baby wurde sofort ruhiger. "Ist ja gut,
Schätzchen alles wird wieder gut. Nun bist du nicht mehr allein!"
"Schau mal nach was es ist!" forderte Finn und hüpfte von einer Stelle zur
anderen.
"Warum interessiert dich das so?" fragte Veronica skeptisch.
"Ich bin halt neugierig! Los schau nach!" drängelte sie, worauf Veronica
schließlich nachgab.
"Na gut warte mal, ich leg es wieder ins Körbchen...so...warte...es ist ein
Mädchen! Na bist du jetzt zufrieden?" fragte Veronica, die das Baby mittlerweile
wieder in die Decke eingewickelt und auf den Arm genommen hatte.
"Oh ja wie süß, darf ich sie auch mal halten?" fragte Finn aufgeregt.
"Meinetwegen, aber sei vorsichtig!" warnte Veronica. "Hier hast du sie!"
"Ja sicher bin ich vorsichtig...oh bist du aber süß!"
"Los komm Finn, wir gehen sofort zum Baumhaus zurück. Da sind wir und vor allem
auch die Kleine in Sicherheit!" meinte Veronica beunruhigt und schnappte sich
das Körbchen. Sie hatte angst, irgendeinem Dinosaurier zu begegnen. Das Baby
würde ihnen dann sicher keine gute Hilfe sein.
"Ja gut aber ich werde sie tragen!" sagte Finn entschlossen.
"Von mir aus" seufzte Veronica und so machten sich beide Frauen auf den Weg
zurück zum Baumhaus.
***
Marguerite Krux saß am Küchentisch des Baumhauses und fächerte sich mit einem
Palmenwedel Luft zu.
"Oh Gott, so heiß war es lange schon nicht mehr!" stöhnte sie und griff erneut
zu einem Glas Wasser. Sie leerte es schnell, doch es brachte keinerlei Linderung
von der Hitze.
"Tja Marguerite, wie wär's wenn du dir mal was luftigeres anziehen würdest?"
fragte Roxton keck. Er schlenderte zu ihr rüber und setzte sich mit einem
breiten Grinsen zu ihr an den Tisch. Ihm war wohl sicher auch sehr heiß, denn er
hatte sein Hemd ausgezogen und saß nun mit freiem Oberkörper da.
Marguerite ließ ihren Blick kurz über seine Brust schweifen, bevor sie
zurückschlug.
"Nun, Lord Roxton, mir würde es höchstwahrscheinlich schon helfen, wenn Sie mit
diesem schönen Fächer hier die Hitze von meiner Haut vertreiben würden!" schnurrte sie und hielt ihm den Palmenwedel hin.
Roxtons Grinsen wurde nur noch größer. Er liebte solche Wortspielchen zwischen
Marguerite und ihm.
"Oh Milady es wäre mir wirklich eine Ehre, aber ich bin mir nicht sicher, ob.oh
was ist denn das!" rief er aus, als sich der Fahrstuhl plötzlich betätigte. "Das
sind doch nicht schon Finn und Veronica, so schnell haben sie was gefangen?" fragte er.
Auch Challenger kam gerade aus seinem Labor hoch und wunderte sich, warum die
beiden Frauen jetzt schon zurück waren.
Als der Fahrstuhl oben ankam, sahen die drei Freunde Finn und Veronica verdutzt
an. Denn statt einem Raptor oder Wildschwein hatten sie ein Baby mitgebracht.
"Also wirklich, ein Kind werde ich nicht zu Abend essen!" witzelte Marguerite
ironisch und fing sich deshalb gleich ärgerliche Blicke von ihren vier Freunden
ein.
"Schon gut, war ja nur ein Witz" sagte sie und verdrehte die Augen.
"Wo habt ihr denn das Baby gefunden?" wollte Challenger wissen und nahm es Finn
ab, die das Kleine nur widerwillig hergab.
"Wir haben auf einmal ein Weinen gehört und sind dem nachgegangen. Dann fanden
wir dieses kleine Mädchen hier, es lag in dem Weidenkorb" erzählte Veronica und
legte das Körbchen auf den Tisch.
"Es ist ein Mädchen" redete Finn mit einem Grinsen dazwischen.
"Ja und was für eine Hübsche du bist! Wer setzt denn nur so ein nettes kleines
Kind aus?" fragte Roxton mitfühlend und nahm Challenger die Kleine ab. Das Baby
sah immer nur von einem zum anderen, es war sichtlich erstaunt über die vielen
Gesichter und die neue Umgebung.
Marguerite dagegen entschuldigte sich und zog sich in ihr Zimmer zurück. Sie
konnte einfach nicht in der Gegenwart dieses Babys bleiben. Jeder streichelte es
und knuddelte es und kümmerte sich liebevoll um es. Sie konnte das einfach nicht
und würde sicher keine gute Ausrede finden, wenn ihr einer das Baby auf den Arm
geben wollen würde.
***
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