Es ist frühmorgens auf dem Plateau und auch wenn die Sonne erst gerade
aufgestiegen ist, so sind schon alle Baumhausbewohner hell wach.
"Challenger, Roxton und ich waren doch erst letztens Pflanzen suchen. Warum
müssen wir denn schon wieder aufbrechen, um welche zu sammeln?" fragte
Marguerite genervt. "Es war nicht erst letztens, sondern es ist schon ein Jahr
her und die Vorräte sind schon fast aufgebraucht," erhält sie von Challenger als
Antwort.
Kurze Zeit später waren sie bereit zum losgehen und machten sich vollgepackt auf
den Weg.
"Also ich weiß gar nicht was du hast, letztes Jahr war es doch recht lustig,"
sagte Roxton mit einem Lächeln auf den Lippen, was Marguerite mit einem giftigem
Blick erwiderte. "Also ich weiß nicht was du daran lustig fandest. Ich musste
mich die gesamte Zeit kratzen, dann nahmen wir ein Bad im Schlamm, wobei unsere
Kleidung gestohlen wurde und wir mit Blätter bedeckt zurücklaufen mussten und zu
guter letzt, hat sich Challenger durch seine Erfindung fast selbst umgebracht,"
erläutert sie die Geschehnisse vom letzten Jahr. "Ich für meinen Teil fand das
Schlammbad recht prickelnd," erwidert er schmunzelnd und sah zu seiner hübschen
Begleiterin hinüber. Er konnte erkennen dass sich, bei dem Gedanken an das
Schlammbad, auch auf ihren Lippen ein Lächeln abbildete. "Ich habe ja auch nicht
gesagt, dass es so schlimm war," gab sie schließlich doch zu und sah ebenfalls
zu ihm rüber. Ihre Blicke trafen sich und beide blieben abrupt auf ihrem Weg
stehen.
Langsam beugte sich Roxton vor und ihre Lippen berührten sich. Erst langsam und
zaghaft, doch dann wurde der Kuss immer leidenschaftlicher und fordernder.
Marguerites Hände vergruben sich in seine weichen dunkelbraune Haare. Von beiden
liegen die Rucksäcke auf der Erde neben ihnen. Roxtons Hände wandern an ihrem
Rücken umher und drücken sie immer näher an sich.
Vollkommen außer Atem lösen sich ihre Lippen voneinander und Roxton begann sich
an ihrem Hals hinab zu küssen. Marguerite schloss ihre Augen und genoss jede
Berührung von Roxtons zarten Lippen auf ihrer Haut. Sie fühlte wie sich seine
Lippen vom Schlüsselbein hinab zu ihrem Ausschnitt bewegten.
"John, nicht hier," unterbrach sie ihn mit einer lauen Stimme. Er schrickt von
ihrer Aussage zurück und sieht sie fragend an.
"Wir müssen noch Pflanzen suchen, falls du das vergessen hast. Wir sind schon
seit zwei Stunden unterwegs, haben aber noch keine einzige," erklärt sie ihm.
"Du hast recht, wir sollten uns lieber wieder auf die Suche machen," gab er zu
und hob seinen Rucksack wieder auf. Marguerite tat es ihm gleich und beide
machten sich wieder auf den Weg.
Nach einer weiteren dreiviertel Stunde kamen sie an der Stelle an, die
Challenger ihnen auf einer Karte aufgezeichnet hatte.
"Hier müsste ein Teil der Pflanzen, die wir für Challenger suchen sollen, sein,"
meinte Roxton und sah sich suchend um. Sehr viele Pflanzen gab es dort aber
nicht. Es schien so, als währen sie durch die vergangene Hitzewelle,
ausgetrocknet worden.
"Es gibt hier keine einzige Pflanze, dass wird ewig dauern bis wir alle finden,"
gab Marguerite ein wenig genervt von sich. "Sieht so aus, als würden wir ein
wenig mehr Zeit als geplant zusammen verbringen," entgegnete Roxton lächelnd,
auf das Marguerite mit einem gespieltem Grinsen antwortete.
"Dahinten ist eine und sie sieht auch so aus wie eine die Challenger uns
aufzeichnete," sagte Roxton und zeigte auf eine Pflanze die einige Meter von
ihnen entfernt wuchs. "Stimmt, dann hätten wir wenigstens schon mal eine," erwidert Marguerite nicht wirklich begeistert.
"Packst du sie bitte in deinen Rucksack?" fragt Roxton sie höflich. "Ich fasse
sie auf gar keinen Fall an. Nimm du sie doch," entgegnet Marguerite. "Nahschön,
dann nehme ich sie eben," gab Roxton nach und packte es in seinen Rucksack.
"Siehst du? Kein Ausschlag, kein Juckreiz, nichts," entgegnet Roxton und zeigte
ihr, von sich überzeugt, seine leicht braun gebrannte Arme. "Nur weil du jetzt
noch nichts spürst, heißt es noch lange nicht, dass sie ungiftig war," erwidert
Marguerite. "Glaub mir, ich kenne mich mit Pflanzen aus, im Gegensatz zu manch
anderen," entgegnet er selbstsicher.
"Lass uns lieber weiter suchen," unterbricht sie diese Konversation, welche
sonst noch in einem Streit enden könnte.
Sie suchten nicht sehr lange, da entdeckten sie schon die nächste Pflanze, aus
Challengers Liste.
Roxton kniet sich zu dieser hinab, um sie näher zu betrachten und mit denen aus
der Liste zu vergleichen.
"Ich würde sagen, dass sie diese ist," sagte er und zeigte auf eine Abbildung
von einer Pflanze. Marguerite warf desinteressiert einen kurzen Blick darauf.
"Kann schon sein," antwortet sie kurz und knapp. "Wir sollten uns da schon
sicher sein. Nicht das wir noch Unkraut mit anschleppen," erwidert Roxton ein
wenig genervt davon, dass er anscheinend wieder alles alleine machen darf.
"Die sehen doch alle gleich aus," entgegnet Marguerite frustriert darüber, dass
sie keinen Unterschied zwischen den Zeichnungen erkennen kann. "Da irrst du
dich, es gibt sogar recht große Unterschiede. Siehst du, diese Pflanze hat
spitze Blätter und diese abgerundete," versucht er ihr zu erklären, hört aber
auf als er merkte, dass Marguerite ihm nicht wirklich zuhört sondern mit ihrem
Kopf schon wieder ganz wo anders war.
"Marguerite?... Ach, ich gebe es auf," gab er von sich, da er merkte dass sie
gar kein Interesse daran hat, den Unterschied zu erkennen. Er pflückt die
Pflanze und packt sie zu der Andere vorsichtig hinein.
"Wir sollten vielleicht eine Pause einlegen und etwas essen," schlug Roxton vor,
wobei Marguerite erfreut einwilligte.
Nachdem sie gegessen hatten marschierten sie weiter. Sie mussten aber nicht weit
gehen, da kamen sie schon in eine Gegend, in der mehrere Pflanzen zu finden
waren.
"Sieht anscheinend so aus, als würde unser kleiner Ausflug doch nicht so lange
dauern, wie wir vorhin dachten," meinte Roxton fast schon ein wenig enttäuscht.
"Scheint so," erwiderte seine Begleiterin knapp.
"Marguerite, was ist heute nur los mit dir? Es scheint mir fast so, als wolltest
du gar keine Zeit mit mir verbringen," entgegnet Roxton und sah sie ein wenig
verletzt an.
Marguerite sieht ihn an, kann seinen Blick aber nicht lange ertragen, da dieser
sie mitten ins Herz trifft.
"Natürlich will ich Zeit mit dir verbringen," widerspricht sie ihm. "Und warum
bist du dann heute schon die ganze Zeit so merkwürdig?" fragt er sie weiter. "Da
irrst du dich, ich bin genauso wie immer," erwidert sie ihm, "das solltest du
langsam wissen," fügt sie noch, fast schon leise, hinzu. Dann drehte sie sich
um, um seinem Blick und seinen Fragen nicht länger ausgeliefert zu sein. "Und du
tust es schon wieder," rief er ihr hinterher. "Was tue ich schon wieder?" fragte
sie und drehte sich wieder zu ihm hin. "Immer wenn ich anfange über uns oder
deine Gefühle zu reden, rennst du davon, genau wie jetzt," erklärt er ihr.
"Ich renne doch nicht von dir weg," erwidert sie ihm ein wenig gekränkt. "Ach
nein, vor was denn dann?" wird sie von ihm gefragt. "Ich... ich, lass uns lieber
weiter die Pflanzen für Challenger suchen, sonst werden wir nie fertig,"
versuchte sie vom Thema ab zu lenken. "Nah schön, suchen wir weiter nach diesen
Pflanzen," willigte er verletzt darüber dass sie ihm anscheinend nicht genügend
vertraut, ein.
Es dauerte nicht sehr lange und sie hatten schon die Hälfte der Pflanzen aus
Challengers Liste.
Plötzlich bemerkte Marguerite eine Höhle, die nicht weit von ihnen entfernt lag.
Ihre Neugier nahm wieder überhand und sie bekam diesen inneren Drang, heraus zu
finden, was alles in dieser Höhle ist.
"John, ich such mal ein wenig weiter vorne," sagte sie ihm, da sie wusste, dass
er etwas dagegen hätte, wenn sie eine unbekannte Höhle auf eigene Faust,
besichtigen würde. Er nickte ihr zu und so machte sie sich auf den Weg zum
Eingang der Höhle.
Als sie davor stand nahm sie ein Leuchten, das aus dem Höhleninnerem kam, war.
Neugierig betrat sie es und ging immer tiefer hinein.
Sie lief nicht weit, da sah sie eine leuchtende Wand vor ihr stehen. Sie wollte
es mit ihren Händen berühren, aber diese nahmen kein Material war, sondern
geleitete durch die hell leuchtende Wand.
Erschrocken zog sie ihre Hand wieder zurück. "Was sich wohl hinter dieser Wand
befindet?" fragt sie sich leise.
Erst zögerte sie, aber dann gewann doch ihre Neugier und sie ging durch die
Wand.
Roxton machte sich langsam sorgen um Marguerite. Er sah sich suchend nach ihr
um, doch er konnte sie nirgendwo erblicken. "Ich habe ihr gesagt, sie soll in
der Nähe bleiben, aber wie immer hört sie nicht auf mich," schimpft er leise
über sie. Er ist aber nicht wirklich wütend auf sie, sondern versucht dadurch
seine Angst um sie, dass ihr etwas passiert sein könnte, zu ersetzten.
Als er an die Stelle ankam, an der sie sein müsste, fing er an nach ihr zu
rufen.
Er erhielt aber keine Antwort.
Langsam machte sich Panik in ihm breit. "Wenn ihr etwas zugestoßen ist, werde
ich es mir niemals verzeihen," sprach er zu sich selbst.
Dann erblickte er einen Höhleneingang. Sofort wurde ihm klar, dass Marguerite
diese auch entdeckt haben müsste und wahrscheinlich hinein ging.
Er lief ebenfalls hinein, in der Hoffnung dort Marguerite unverletzt wieder zu
finden. Das Licht in der Höhle verwunderte ihn und er fragte sich, was dies
verursachte.
Vorsichtig ging er immer tiefer in die Höhle und blieb plötzlich abrupt stehen.
Vor ihm stand ein kleines Mädchen mit langen, gelockten dunklen Haaren, welche
ihn verängstigt ansieht. Dieser Blick kam ihm unglaublich bekannt vor, aber er
verdrängte diesen Gedanken sofort wieder.
Er kniete sich zu dem kleinen Mädchen hinab. "Ich bin Lord John Roxton und wie
heißt du?" fragt er sie freundlich. "Ich heiße Marguerite," antwortet es
ängstlich.
Roxton war geschockt. Er hatte es zwar befürchtet, aber nicht wirklich für
möglich gehalten.
"Sag mal, wie alt bist du?" fragt er sie weiter und versucht sein entsetzten zu
verbergen, da er sie nicht erschrecken wollte.
"Ich bin sieben," antwortet sie schüchtern. "Weißt du, wie du hier her gekommen
bist?" war seine nächste Frage, welche sie mit einem verneinendem Kopfschütteln
beantwortete. "Kannst du dich an irgendwas erinnern, was passiert ist, bevor du
hier her kamst?" wollte er nun von ihr wissen. "Ich wurde von den Nonnen auf
mein Zimmer geschickt und war gerade auf den Weg dorthin," erzählt sie ihm
zögernd.
"Ich wohne mit meinen Freunden in einem Baumhaus. Wenn du willst, kannst du
dorthin mitkommen," erklärt er ihr freundlich.
"Ich darf aber nicht mit Fremden mitgehen," antwortet sie ihm.
"Du weißt wie ich heiße und somit bin ich doch kein Fremder mehr, oder?"
versuchte er sie zu überreden. Sie sieht ihn prüfend an und musste ihm dann doch
recht geben. Mit einem Kopfnicken willigte sie ein.
Roxton richtete sich auf und nahm ihre Hand. Langsam machten sie sich auf den
Weg zurück zum Baumhaus und Roxton betete innerlich, dass Challenger wüsste, wie
man Marguerite wieder altern lassen könnte.
Roxton und seine kleine Begleiterin sind schon eine Weile unterwegs, als
Marguerite jammerte, das sie nicht mehr konnte. So beschlossen sie eine Pause
einzulegen.
Roxton stellte seinen Rucksack auf die Erde und entnahm eine Decke, die er dann
auf dem Boden ausbreitete, damit sie sich beide darauf setzen konnten. Er hatte
noch ein wenig Essen dabei und reichte dem dunkelhaarigem Mädchen etwas davon.
"Du scheinst ziemlichen Hunger zu haben," meinte Roxton, als er sah wie
Marguerite das belegte Brötchen hinabschlang.
"Ich... ich habe heute noch nichts gegessen," erwiderte sie ihm zögernd.
"Warum nicht?" fragte Roxton interessiert weiter und erhält als Antwort nur ein
Achselzucken.
Nachdem sie fertig gegessen hatten, machten sie sich wieder auf den Weg zum
Baumhaus.
Marguerite schien aber schon ziemlich kaputt von der langen Wanderung zu sein,
aber als Roxton sie fragte, ob er sie tragen sollte, lehnte sie vehement ab.
"Was ist dein Lieblingsspielzeug?" fragte Roxton sie schließlich, um ein
Gespräch mit ihr anzufangen und mehr über ihr Kindheit zu erfahren.
"Puppen. Ich habe eine riesige Puppensammlung," erzählte sie ihm und er konnte
sehen wie ihre Augen dabei leuchteten. Auf dem gesamten Weg zum Baumhaus
erzählte sie ihm von ihrer Puppenfamilie, ihre Namen, wie alt diese sind, woher
sie diese hat und was diese am liebsten so machen.
Nach einiger Zeit kamen sie am Baumhaus an. Sie gingen durch die Tür, des
elektrischen Zaunes und Roxton erklärte ihr, dass sie diesen niemals berühren
dürfe. Dann zeigte er nach oben, wo das Baumhaus stand und Marguerite staunte
nicht schlecht, als sie es erblickte.
Der Fahrstuhl fuhr sie langsam nach oben und Roxton merkte wie das kleine
Mädchen seine Hand ängstlich umklammerte. Er hatte ihr von seinen Mitbewohnern
erzählt und auch davon, wie freundlich alle sind, aber trotzdem schien
Marguerite noch ein wenig misstrauisch zu sein.
Langsam betraten sie das Baumhaus, als Challenger mit einem Buch vor seiner
Nase, den Raum betrat.
"Ihr seit schon so früh zurück? Habt ihr denn auch alle Pflanzen, welche ich
euch aufgetragen habe?" fragte er sie abwesend, da er in seinem
wissenschaftlichem Buch vertieft war.
"Äm..., Challenger..., ich muss dir was sagen," versuchte Roxton stockend
Challengers Aufmerksamkeit zu erlangen.
"Was ist denn diesmal Geschehen?" fragte Challenger enttäuscht darüber, dass sie
anscheinend mit leeren Händen zurück gekehrt sind.
"Ach, du meine Güte," rief er erschrocken, als er doch noch seinen Blick von
seinem Buch erhob.
"Darüber wollte ich mit dir noch sprechen," erklärte Roxton. "Darf ich
vorstellen, Challenger, dass ist Marguerite und Marguerite, dass ist George
Challenger," stellte er die beiden einander vor.
Marguerite brachte nur ein scheues "Hi" heraus und Challenger sah sie verblüfft
an, reichte ihr aber dann doch noch zur Begrüßung die Hand.
"Marguerite, hast du vielleicht Hunger oder Durst?" wandte sich Roxton fragend
an sie, während Challenger immer noch verwirrt drein schaut. Marguerite
antwortete mit ja und so gab ihr Roxton etwas zu Essen und Drinken und ging mit
Challenger ins Labor.
"Wie ist das nur geschehen?" fragte Challenger ihn verwirrt, als sie alleine im
Labor waren. Roxton erzählte ihm alles was er darüber wusste, wobei das auch
nicht sehr viel war.
"Challenger und was sollen wir jetzt machen?" fragte ihn Roxton hilfesuchend, da
er jetzt schon die `alte´ Marguerite vermisste. "Ich weiß es auch nicht, aber
vielleicht weiß Veronika was darüber und so lange müssen wir uns halt um
Marguerites jüngeres Ich kümmern," erwiderte Challenger. Beide gingen sie zurück
zum Esstisch, an dem das kleine Mädchen noch saß.
"Komm ich zeig dir dein Zimmer, in dem du schlafen wirst, bis wir einen Weg
finden, dich zurück zu schicken," sagte Roxton freundlich zu Marguerite. Sie
nickte nur und sah traurig auf den Boden, dann stand sie auf und folgte ihm in
das besagte Zimmer.
Sie sah sich darin erstaunt um. "Schläft darin nicht schon jemand?" fragte sie
Roxton. "Eigentlich schon, aber sie... ist verreichst und solange kannst du
darin schlafen. Sie hätte bestimmt nichts dagegen," erzählt er ihr. "Ein eigenes
Zimmer nur für mich," sagte Marguerite leise zu sich selbst, doch Roxton hörte
es und fragte sich, was ihr in ihrer Kindheit alles wiederfahren sein muss, dass
sie damals schon so in sich zurück gezogen war.
Plötzlich hörten sie Geräusche aus der Küche. "Das müssen Finn und Veronika
sein. Komm ich stell sie dir vor," erklärte er ihr und beide verließen das
Zimmer wieder um in die Küche zu gehen.
Dort standen Veronika, Finn und Challenger. Anscheinend hatte Challenger ihnen
schon alles erzählt was vorgefallen ist, da Veronika gleich auf die kleine
Marguerite zu ging und sich vorstellte, "Hi, ich bin Veronika und du musst
Marguerite sein. Es freut mich sehr dich kennen zu lernen." "Hi, ich bin Finn
und anscheinend endlich nicht mehr die Jüngste," tat Finn es Veronika gleich.
Niemand von ihnen hatte zuvor viel mit Kindern zu tun und daher blickten sie
alle ein wenig hilflos drein.
"Marguerite, ich habe einen tollen Garten. Willst du ihn dir mal ansehen?"
fragte Veronika sie schließlich, was diese mit einem bejahendem Nicken
beantwortete. Sie fuhren dann beide mit dem Fahrstuhl nach unten und Veronika
zeigte ihr ihren prächtigen Garten.
Marguerite sah ihn sich begeistert an, was Veronika ein wenig verwunderte, da
die ältere Marguerite nie besonderes Interesse an ihrem Garten zeigte.
"Bei uns im Klosterinternat haben wir auch so einen Garten, nur noch ein wenig
größer," fing Marguerite zum erzählen an.
"Das ist ja toll. Verbringst du dort viel Zeit im Garten?" wollte Veronika dann
wissen. "Nein, ich darf den Garten dort nicht betreten," erwiderte Marguerite
traurig.
"Wieso nicht?" fragte Veronika vorsichtig weiter. "Weil... weil ich Unglück
bringe und er dann nicht mehr so prächtig blühen würde," erzählte Marguerite
zögernd.
Veronika war über Marguerites Aussage geschockt. Sie hatte keine Ahnung wie
Marguerites Kindheit ausgesehen hat, da diese auch nie mit ihr darüber sprach,
aber das hätte sie wirklich nicht erwartet.
"Du bringst doch kein Unglück, wer erzählt denn so was?" meinte Veronika und
kniete sich vor Marguerite nieder. Marguerite sieht sie traurig an und Veronika
konnte die ersten Tränen die sich in Marguerites Augen bildeten, sehen. "Alle," war alles was Marguerite herausbekam, bevor sie zum weinen anfing.
Veronika nahm sie beruhigend in ihre Arme und hielt sie so lange bis sich diese
wieder beruhigt hatte. Sie zog ein Taschentuch, aus dem kleinem Täschchen das
neben ihrem Messer ist, heraus und reichte es Marguerite.
Langsam machten sie sich auf den Weg zum Fahrstuhl, da es ja auch langsam dunkel
wurde.
Als sie oben ankamen sahen sie auch schon den gedeckten Tisch. "Das richt ja
lecker," lobte Veronika und setzte sich mit Marguerite an den Tisch. Die Anderen
setzten sich auch alle hin und Roxton servierte das Abendessen, das er
zubereitet hat.
Nach dem Abendessen brachte Veronika Marguerite ins Bett. Sie gab ihr eins der
Nachthemden, welche sie selbst als Kind getragen hat und deckte sie dann
liebevoll zu. Zuvor hatte sie ihr noch gezeigt, wo ihr Zimmer ist und ihr
gesagt, dass falls etwas sein sollte, könne sie jeder Zeit zu ihr kommen. "Gute
Nacht Marguerite und Träum was schönes," wünschte Veronika ihr noch und begab
sich zu Tür. "Gute Nacht," entgegnete Marguerite etwas müde. Veronika verlies
das Zimmer und schloss die Tür leise hinter sich, um sich zu den Anderen zu
begeben.
Diese saßen alle noch am Tisch und besprachen die Lage.
"Wir gehen morgen zu dieser Höhle und schauen uns diese einmal gründlich an.
Vielleicht finden wir einen Hinweis darauf, was Marguerite zugestoßen ist,"
erläuterte Challenger seinen Vorschlag. "Einer sollte hier bei Marguerite
bleiben," meinte Veronika. "Du hast Recht. Der lange Weg würde für sie viel zu
anstrengend werden und wer bleibt hier, bei ihr?" fragte Challenger nun.
"Ich würde ja, aber ich bin der einzige der den Weg dorthin kennt," entgegnete
Roxton.
"Ich werde bei ihr hier bleiben," erwiderte Veronika.
"Gut, dann währe dies ja geklärt," sagte Challenger und da ihnen ein langer Tag
bevor stand, entschlossen sie sich alle ebenfalls in ihre Zimmern zu gehen.
Roxton konnte nicht schlafen, da er Angst hat, dass er seine Marguerite nicht
wieder zurück bekommen würde. Er entschloss sich aufzustehen und sich in der
Küche einen beruhigenden Tee zu machen.
Als er da so saß und seinen Tee drunk, hörte er plötzlich leise Schritte, die
auf ihn zu kamen. Als er seinen Kopf erhob, erblickte er die kleine Marguerite,
die ihn erstaunt ansah.
"Warum bist du noch wach?" fragte er sie freundlich. "Ich wollte was zu trinken
holen," antwortete sie leise. "Soll ich dir einen Tee machen?" bot er ihr an,
was sie mit einem lächelndem Nicken bejahte.
Der Tee war bald fertig und beide setzten sich hin, um zusammen zu trinken.
"Wie gefällt es dir bis jetzt hier bei uns?" fragte Roxton sie schließlich.
"Gut, ihr seit alle sehr nett," antwortet sie strahlend.
"Mr. Roxton, kann ich dich auch etwas fragen?" fragte Marguerite ein wenig
zögerlich. "Natürlich, was du willst und du kannst mich John nennen, wenn du
willst," bot er ihr an.
"Seit du und Veronika ein Paar?" fragte sie ihn schließlich neugierig. Als
Roxton das hörte verschluckte er sich fast.
"Wie kommst du darauf?" wollte er von ihr wissen. "Ich dachte es mir nur, weil
Veronika ist sehr nett und hübsch und du bist auch nett und hübsch und da dachte
ich mir, dass ihr gut zusammen passen würdet," erklärt sie ihm.
Roxton war erstaunt über diese Aussage. Er fragte sich, was wohl seine
Marguerite dazu sagen würde.
"Danke für das Kompliment, aber wir sind nicht zusammen. Veronika ist in einen
Anderen verliebt und ich ebenfalls," erklärt er ihr. "Und in wen?" fragt sie
weiter. "Sie sind beide verreist," erzählt er ihr, woraufhin sie ihn verwirrt
ansieht. "Nicht zusammen, beide jeweils alleine," verdeutlichte er.
"Aha, aber ihr habt keine Kinder, oder?" fragt Marguerite weiter. "Nein, haben
wir nicht," antwortet er. "Wieso nicht? Wollt ihr keine?" war Marguerites
nächste Frage. "Natürlich mögen wir Kinder und ich will auch eines Tages selber
welche haben, aber bis jetzt war einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt
dafür," erklärt er ihr und war fast schon erleichtert, als er sah, dass sie
ihren Tee schon fertig ausgetrunken hatte.
"Du solltest versuchen noch ein wenig zu schlafen," meinte er zu ihr. "O. k.
gute Nacht," gab sie nach und nachdem er ihr ebenfalls eine gute Nacht wünschte,
verschwand sie in ihrem Zimmer.
Kopfschüttelnd trank er seinen Tee weiter. "Ich und Veronika," meinte er zu sich
selbst und musste kurz auflachen.
Langsam ging er ebenfalls in sein Schlafzimmer zurück, um noch ein wenig Schlaf
zu finden. Er kramte noch einen Zettel hervor und lass was dort drauf stand
"Lady Marguerite Roxton." Lächelnd packte er es wieder weg und legte sich in
sein Bett.
Langsam schlief er ein und auch in seine Träume kreisten nur um eine Person, die
er hoffentlich bald wieder, in ihrem alten Ich, in die Arme schließen kann.
Am Morgen des nächsten Tages waren alle Baumhausbewohner wieder hellwach und
damit beschäftigt Brotzeit für den langen Weg, den sie vor sich hatten, zu
packen. Auch Marguerite war schon aufgestanden und half Veronika Frühstück zu
machen.
"Marguerite, das machst du richtig gut," lobte Veronika sie, die gerade dabei
ist Eier zu braten. "Danke," antwortete Marguerite strahlend.
Es dauerte nicht lange und das Frühstück war zubereitet. Alle setzten sich an
den bereits gedeckten Tisch und fingen an mit essen. Auch Roxton, Finn und
Challenger lobten Marguerite, wie gut sie dies doch gemacht hat, woraufhin
Marguerite sehr stolz auf sich selbst war.
Als sie mit Frühstücken fertig waren, machten sich Roxton, Finn und Challenger
auf den Weg zu dieser Höhle, in der Marguerite sich in ein sieben Jähriges
Mädchen verwandelte.
"So, und was sollen wir jetzt machen?" fragte Veronika die kleine Marguerite,
nachdem die anderen Drei gegangen sind. "Ich weiß nicht," antwortete Marguerite
und sah Veronika fragend an.
"Was würdest du davon halten, wenn wir schwimmen gehen?" schlug Veronika vor.
"Ich weiß nicht, ich habe keinen Badeanzug," meinte Marguerite. "Aber das macht
doch nichts. Ich könnte dir einen leihen, den ich früher als Kind trug," entgegnete Veronika freundlich, auf das Marguerite dann doch noch einwilligte.
Beide machten sich zum Schwimmen fertig und Veronika schnappte sich noch ein
paar Handtücher.
"Der See ist wunderschön," staunte Marguerite, als sie dort ankamen. "Na ja, ich
weiß nicht ob man das als See bezeichnen kann, aber wunderschön ist er wirklich" erwiderte Veronika.
"Lass uns ins Wasser gehen," meinte Veronika lächelnd und sprang schon mal
hinein. Als sie sich umdrehte, sah sie dass Marguerite immer noch ein wenig
ängstlich am Ufer stand.
"Marguerite, was ist denn? Es ist auch gar nicht kalt," versuchte sie diese zu
ermutigen. "Wie tief ist das Wasser?" fragte Marguerite zurück, woraufhin
Veronika sich hinstellte und feststellte, dass das Wasser ihr bis knapp unter
das Schulterblatt reichte. Marguerite sah immer noch ziemlich ängstlich aus und
da begriff es Veronika.
"Kann es sein, dass du nicht schwimmen kannst?" fragte Veronika vorsichtig.
Marguerite nickte zaghaft mit dem Kopf und bestätigte so Veronikas Frage.
Veronika ging ganz nahe an das Ufer und streckte ihr ihre Arme entgegen. "Komm,
ich zeige dir wie es geht," ermunterte sie diese. Marguerite sah sie
verunsichert und ängstlich an. "Ich lass dich nicht los, versprochen," versprach
Veronika ihr. Marguerite sah sie noch einmal musternd an, aber begab sich dann
doch in ihre Obhut.
Veronika entfernte sich mit Marguerite ein wenig vom Ufer und begann ihr das
Schwimmen zu zeigen.
Marguerite lernte sehr schnell und schon bald hörte man ihre begeisternde Rufe,
dass sie schwimmen kann.
Nach einer Weile fand Veronika, dass es wieder Zeit wurde, dass Wasser zu
verlassen. "Aber ich will noch nicht, nur noch ein Bisschen," bettelte
Marguerite. "Deine Finger sind aber schon ganz schrumpelig und das heißt du
musst raus aus dem Wasser," widersprach Veronika, woraufhin Marguerite aufgab
und aus dem Wasser stieg. Veronika reichte ihr ein Handtuch und half ihr sich ab
zu trocknen.
Währenddessen kamen Challenger, Finn und Roxton in der besagten Höhle an.
"Das letzte mal, wo ich hier war, leuchtete die Höhle," sagte Roxton zu seinen
Begleitern und sah erstaunt in den Höhleneingang. "Anscheinend tut sie es jetzt
nicht mehr," erwidert Finn. "Das ist alles sehr merkwürdig," murmelte Challenger
und zündete schon einmal eine Fackel an. Roxton und Finn taten es ihm gleich und
langsam betraten sie die Höhle.
Sie gingen nicht weit, da kamen sie an eine Stelle, an der sich der Tunnel
teilte und es zwei Wege zum weiter gehen gab.
"Das war das letzte mal nicht so," meinte Roxton fast schon entsetzt.
"Vielleicht hast du das durch das Licht, welches du gesehen hast, einfach nur
übersehen," vermutete Challenger.
"Wir werden uns einfach einen nach dem Anderen ansehen. Es sind ja nur zwei," schlug Finn vor und schritt schon mal in den Linken voran.
Nach fünf Minuten kamen sie an einer Sackgasse an.
"Das war wohl nichts," meinte Finn fast schon entschuldigend. "Vielleicht doch," erwiderte Challenger und musterte konzentrierte eine Wandseite.
Finn und Roxton sahen sich fragend an. "George, hast du was entdeckt?" fragte
Finn ihn schließlich. "Hier steht was geschrieben, aber ich kann es nicht
lesen," entgegnet er während er immer noch versucht es zu entschlüsseln.
"Marguerite könnte es," erwiderte Finn. "Unsere alte Marguerite, aber ich bin
mir nicht sicher, ob ihr jüngeres Ich auch schon diese Fähigkeit besitzt,"
meinte Challenger. "Ein Versuch ist es wert," sagte Roxton und fing schon einmal
damit an, die Zeichnungen und Schriften abzuschreiben.
"Wir sollten uns den anderen Tunnel auch noch ansehen," meinte Roxton, als er
mit dem Abschreiben fertig war. Finn und Challenger gaben ihm Recht und folgten
ihm zurück und in den anderen Tunnel hinein.
Dieser endete ebenfalls in einer Sackgasse, an deren Ende ein Brunnen stand.
"Wieso steht hier mitten in einer Höhle ein Brunnen?" wunderte sich Finn. "Also
hier auf dem Plateau wundert mich überhaupt nichts mehr," erwiderte Roxton.
"Wenn wir diese Schriftzeichen entschlüsseln könnten, ergibt dies vielleicht
alles einen Sinn," meinte Challenger.
Sie gingen wieder aus der Höhle und begaben sich auf den Heimweg.
Währenddessen sind Veronika und Marguerite gerade mit Malen beschäftigt. Sie
stehen beide draußen, innerhalb des elektrischen Zaunes, und malen gemeinsam ein
Fantasiebild.
"Veronika," hören sie jemand rufen und als sie sich umdrehen sehen sie eine
junge Frau mit dunklen langen Haaren.
"Assai!" rief Veronika begeistert, da sie ihre Freundin schon seit längerem
nicht mehr gesehen hatte. Veronika stürmte auf sie zu und umarmte sie übermütig,
als ihr wieder Marguerite einfiel.
"Assai, darf ich dir Marguerite vorstellen. Marguerite, dass ist meine Freundin
Assai," stellte Veronika beide einander vor.
Assai begrüßte Marguerite und sah dann Veronika vollkommen verwirrt an. "Wir
hatten einen kleinen Unfall," versuchte Veronika in einer Kurzfassung zu
erklären. "Das kann ich sehen," erwiderte Assai.
"Marguerite, malst du mal kurz alleine weiter und ich zeige Assai kurz den
Garten," sagte Veronika zu dem kleinem Mädchen und ging dann mit Assai auf die
andere Seite, des vom elektrischem Zaunes eingegrenztem Gebiet.
Veronika erzählte ihrer Freundin alles was geschehen ist und hoffte, dass diese
vielleicht mehr darüber wüsste.
"Es tut mir leid, aber ich habe davon noch nie etwas gehört," gab Assai zu.
"Vielleicht haben die Anderen schon etwas darüber herausgefunden," erwiderte
Veronika hoffend.
Beide kehrten sie zu Marguerite zurück, die inzwischen mit ihrem Bild fertig ist
und es ihnen begeistert zeigt.
Assai und Veronika lobten das Bild und sie mussten zugeben, dass das für eine
siebenjährige wirklich gut ist. "Ich schenk es dir," meinte Marguerite zu
Veronika. "Für mich, danke," bedankte sich Veronika, "das wird einen Ehrenplatz
im Baumhaus erhalten," fügte sie noch hinzu, woraufhin Marguerite bis über beide
Ohren strahlte.
Inzwischen sind Challenger, Finn und Roxton nicht mehr weit vom Baumhaus
entfernt.
"Was tun wir, wenn wir nicht herausfinden wie Marguerite wieder ihr richtiges
Alter zurück bekommt?" fragte Finn plötzlich. "Wir werden es herausbekommen und
ehe du es dich versiehst, steht unsere alte Marguerite wieder vor uns," erwiderte Roxton etwas barsch.
"John, aber wir sollten vielleicht wirklich darüber nachdenken, was sein wird,
wenn sie so bleibt," entgegnete Challenger mit ruhiger Stimme. "Dann wird sie
wohl ihr ganzes Leben noch einmal Leben müssen," meinte Finn.
"Das klingt fast schon so, als wolltet ihr aufgeben," sagte Roxton zu den Beiden
und stellte sich vor sie. "Nein, wir geben natürlich nicht auf und wir werden
auch alles versuche, was in unserer Macht steht, um sie zurück zu bekommen," versuchte Challenger ihn zu beruhigen.
Es dauerte nicht mehr lange und sie sind am Baumhaus angekommen. Als sie mit dem
Fahrstuhl oben ankamen sahen sie, wie Veronika, Assai und klein Marguerite am
Tisch sitzen und Karten spielen.
"Was macht ihr da?" fragte Finn, nachdem sie sich gegenseitig "Hallo" gesagt
hatten. "Wir spielen schwarzer Peter," erklärte Veronika, "und ich habe schon
drei mal gewonnen," fügte Marguerite stolz hinzu.
Veronika hörte mit dem spielen auf und lies Assai und Marguerite alleine weiter
spielen. Sie ging mit den Anderen in Challengers Labor und fragte sie dort, ob
sie etwas herausgefunden hätten. Challenger, Finn und Roxton erzählten ihr alles
und Veronika berichtete, dass Assai auch nichts darüber wüsste. Dann kehrten sie
wieder nach oben, wo Assai und Marguerite bereits mit dem Kartenspielen fertig
waren.
"Marguerite, wir brauchen deine Hilfe," begann Challenger. "Kannst du das hier
lesen?" fragte er sie und zeigte ihr die Skizze, die Roxton gezeichnet hatte.
Marguerite sah sie sich lange an. "Nein, aber es ist ein hübsches Muster," sagte
sie schließlich.
"Bist du dir absolut sicher, dass du darauf nichts erkennen kannst," versuchte
Roxton es, woraufhin sie wieder sagte, dass sie darauf nichts erkennen könnte.
"Ich kann es lesen," meinte Assai plötzlich, als sie einen kurzen Blick darauf
werfen konnte. "Wirklich?" fragte Roxton sie ein wenig überrascht.
"Ja," antwortete sie und nahm die Zeichnung zu sich. "Da steht, dass alle
hundert Jahre sich das Tor zur zweiten Chance auftut und nur mit dem Wasser des
Lichts, es sich wieder Rückgängig machen lässt," lass Assai vor.
"Und was bedeutet das jetzt?" fragte Finn verwirrt.
"Das Licht, das Roxton sah, muss das Tor zur zweiten Chance gewesen sein. Mit
der zweiten Chance meint man, dass man sein Leben noch einmal ab einen
bestimmten Zeitpunkt, leben kann und wenn man das Wasser aus dem Brunnen trinkt,
kann man das alles Rückgängig machen," erklärte Challenger, woraufhin er selbst
ziemlich stolz auf sich war, dass er das alles so schnell herausgefunden hat.
"Marguerite, morgen können wir dich wieder nach Hause schicken," sagte Veronika
begeistert zu ihrer kleinen Freundin.
"Ihr wollt mich wieder weg schicken?" fragte Marguerite traurig und man konnte
die ersten Tränen, die sich in ihren Augen bilden, erkennen.
"Wir wollen dich doch nicht weg schicken, aber du musst doch wieder nach Hause
gehen," versuchte Roxton sie zu beruhigen.
"Ich habe aber gar kein Zuhause und ich bezweifle dass mich im Internat
irgendjemand vermissen würde," erwiderte Marguerite mit einem Schluchzer.
"Marguerite, aber es ist ja nicht so, als ob wir uns niemals wieder sehen
würden," versuchte es Veronika sie zu beruhigen und kniete sich zu ihr hinab.
"Wirklich?" fragte Marguerite sie ungläubig. "Versprochen. Wir sehen uns
wieder," versprach Veronika ihr und nahm sie in den Arm.
Plötzlich hörten sie ein knurrendes Geräusch aus Finns Richtung. "Scheint als
hätte hier jemand Hunger," scherzte Challenger.
Finn und Challenger erklärten sich bereit Abendessen zu machen.
Assai verabschiedete sich, da sie noch bevor es dunkel ist, wieder im Zanga Dorf
sein will.
Veronika, Roxton und Marguerite spielten am Küchentisch weiter schwarzer Peter.
Bald war das Abendessen fertig und alles setzten sich zusammen um es zu essen.
Als sie fertig waren, fand Veronika, dass es das beste für Marguerite währe,
wenn sie ins Bett ginge, da sie ihre Augen kaum noch offen halten konnte. Aber
erst als Roxton Marguerite versprach ihr noch eine Geschichte zu erzählen,
willigte diese ein.
Veronika brachte sie erst ins Bett und deckte sie warm zu und dann setzte sich
Roxton zu ihr und lass ihr die Geschichte von Alice im Wunderland vor. Er kam
allerdings nicht weit, weil Marguerite ziemlich schnell eingeschlafen ist.
Als er Marguerites Zimmer verlass, konnte er hören wie Challenger in seinem
Labor herumtüftelte.
Dann sah er, dass Veronika noch am Balkon stand und er stellte sich zu ihr.
"Sie wird mir irgendwie fehlen," meinte Veronika zu ihm, als sie ihn plötzlich
neben sich stehen sah. "Ja, mir auch. Aber ich bin froh, wenn wir die alte
Marguerite wieder zurück haben," erwiderte er. "Sie fehlt mir auch und langsam
beginne ich zu verstehen, warum sie so ist wie sie ist," entgegnete Veronika ein
wenig nachdenklich.
"Ich werde ins Bett gehen. Morgen wird ein langer Tag," sagte Veronika und
wünschte ihm noch eine gute Nacht, bevor sie in ihr Schlafzimmer ging.
Roxton blieb noch eine Weile am Balkon stehen und dachte an die unzählige Male,
die er dort mit Marguerite verbracht hat.
Am nächsten Morgen waren alle Baumhausbewohner bereit die Höhle noch einmal
aufzusuchen. Sie hatten alle schon gefrühstückt und warteten nur noch darauf,
dass Challenger und Marguerite aus dem Labor zurück kommen.
"Ich frage mich, was in dem Labor so interessantes ist," meinte Roxton, der
schon ein wenig ungeduldig wurde. "Challenger zeigt ihr seinen Käfer Arthur,"
erklärt Finn, die auch nicht verstehen kann, was an einem Käfer so spannend sein
soll. "Wenn Marguerite auch nur die kleinste Begeisterung dafür zeigt, wird das
wahrscheinlich noch sehr lange dauern können," mischte sich Veronika mit einem
Seufzer ein. Finn und Roxton gaben ihr Recht und sie hielten es alle für das
Beste, wenn sie sich noch einmal hinsetzten würden.
Währenddessen hört Marguerite interessiert Challenger zu, der ihr davon
berichtete, wie er damals Arthur entdeckt hatte und was für ein seltener Käfer
dieser doch sei.
"So, jetzt müssen wir aber zurück nach oben. Die Anderen warten bestimmt schon
ganz ungeduldig auf uns," meinte Challenger. "Aber ich habe noch gar nicht alles
gesehen," widersprach Marguerite ihm. "Leider ist dafür aber keine Zeit mehr, da
wir uns langsam auf den Weg machen müssen," erklärte er ihr. Wiederwillig gab
sie nach und sie machten sich auf den Weg zu den Anderen.
Roxton, Finn und Veronika waren sichtlich froh, dass es anscheinend endlich los
ging und das warten ein Ende hat.
"Marguerite, hast du auch alles?" fragte Veronika sie bevor es losging, was
diese mit einem Kopfnicken bejahte.
Langsam machten sie sich auf den Weg zu dieser Höhle.
Der Weg dorthin war ziemlich still. Sie begegneten keinen Feinden, aber auch
untereinander sprachen sie nur spärlich. Nur Marguerite und Veronika redeten die
ganze Zeit, über alles mögliche.
Nach einigen Stunden kamen sie an der Höhle an.
Diesmal schien wieder ein helles Licht in der Höhle zu leuchten, allerdings
nicht ganz so hell wie Roxton es in Erinnerung hatte.
Langsam betraten sie die Höhle und gingen immer tiefer hinein.
Sie mussten nicht weit gehen, da hatten sie schon den Brunnen, den sie suchten,
gefunden.
"Marguerite, du musst jetzt dann von diesem Wasser trinken," erklärt Veronika
ihr.
Marguerite sieht zu ihr hoch und senkt dann ihren Kopf wieder. "Aber ich will
nicht," erwidert sie ein wenig traurig. Veronika kniet sich zu ihr hinab, damit
sie auf der selben Augenhöhe sind. "Wir haben dies doch besprochen," erwidert
sie ruhig, woraufhin Marguerite zaghaft mit dem Kopf nickte.
Marguerites Blick ist immer noch auf den Boden gerichtet und die Anderen konnten
sehen, dass die ersten Tränen auf die braune Erde fallen.
Veronika hebt mit ihrer Hand vorsichtig Marguerites Kopf an, so das diese sie
ansehen muss. "Wir werden immer Freundinnen sein," versprach Veronika ihr und
schloss sie in ihre Arme.
Als sich Marguerite langsam beruhigt hatte, gab ihr Veronika noch einen Kuss auf
die Stirn und stand wieder auf, damit sich auch die Anderen von ihr
verabschieden konnten.
Als nächste war Finn dran. Sie kniete sich ebenfalls nieder und drückte
Marguerite einmal. "Du wirst mir fehlen," meinte Finn zu ihr und berührte dabei
mit ihrem Finger liebevoll Marguerites Nasenspitze.
Danach umarmte sie Challenger und verabschiedete sich von ihr.
Nun war Roxton an der Reihe sich von ihr zu verabschieden. Er tat es den Anderen
gleich und kniete sich ebenfalls vor ihr nieder. Er umarmte sie und sagte ihr,
dass sie alle sie in ihre Herzen geschlossen hatten und sie das niemals
vergessen sollte. Dann richtete auch er sich auf um Challenger mit dem Wasser
behilflich zu sein.
Sie schöpften ein wenig von dem Wasser in einen kleinen Behälter und reichten
dies dann Marguerite.
Sie nahm es an sich und schaute alle noch einmal an, bevor sie es trank.
Erst geschah nichts. Doch dann erschien ein großes Loch, das hell Leuchtete. Sie
konnten fast nicht sehen, da das Licht sie viel zu stark blendete.
Roxton, Finn, Veronika und Challenger hielten ihre Hände vor ihren Augen, um
sich davor zu schützen.
Als das Loch mit dem hellen Licht wieder verschwunden ist, schauten sie wieder
an die Stelle, an der das kleine Mädchen stand.
Sie war nicht mehr da, aber an ihrer Stelle stand nun Marguerite in ihrem alten
Ich.
Die Anderen konnten es gar nicht fassen, dass sie diese nun wieder haben und
umarmten sie stürmisch.
"Ihr zerdrückt mich," rief Marguerite lachend, woraufhin die Anderen sie langsam
wieder los ließen.
Langsam verließen sie die Höhle wieder und Marguerite wurde gefragt, an was sie
sich denn alles noch erinnern könnte.
"Na ja, ich weiß noch wie ich in diese Höhle ging und eine leuchtende Wand
entdeckte. Dann ging ich durch diese und ehe ich es versah war ich halb so groß
," erzählte sie den Anderen.
"Du kannst dich an alles Erinnern?" wurde sie weitergefragt.
"Ja und ... ich wollte mich noch bedanken, ... dass ihr euch alle so nett um
mich gekümmert habt," erwidert sie zögernd, da es ihr nicht leicht viel, ihre
Gefühle den Anderen so offen zu zeigen.
"Das war doch selbstverständlich," antwortete Roxton, der neben ihr lief.
Nach einer Weile kamen sie wieder am Baumhaus an und fuhren mit dem Fahrstuhl
nach oben.
Es fing schon an ein wenig dunkel zu werden und Veronika erklärte sich dazu
bereit Abendessen zu machen.
Veronika war gerade mitten unter dem Kochen, als Marguerite plötzlich neben ihr
stand.
"Soll ich dir helfen?" wurde sie von ihr gefragt. Veronika war erst mal
verblüfft, da Marguerite normalerweise niemals freiwillige in der Küche hilft.
Aber sie erinnerte sich daran, wie gerne die jüngere Marguerite ihr in der Küche
half und so nahm sie ihr Angebot dankend an.
"Veronika, ich wollte mich noch bei dir bedanken," fing Marguerite plötzlich
während dem Salat machen an. "Wofür?" fragte Veronika erstaunt. "Dafür, dass du
so viel Zeit mit mir verbrachtest, obwohl ich als Kind eine ziemliche Nervensäge
sein konnte," erklärte Marguerite.
"Nur als Kind?" fragte Veronika scherzend. "Nein Marguerite, du bist doch keine
Nervensäge. Ich habe gerne mit dir meine Zeit verbracht und tue es immer noch,"
stellte sie richtig. "Ich verbringe meine Zeit auch gerne mit dir, auch wenn ich
es nicht immer zu gebe," gestand ihr Marguerite und umarmte Veronika.
"Wir sollten uns lieber wieder um das Abendessen kümmern, sonst verbrennt es
noch," meinte Veronika, nachdem sie sich wieder aus der Umarmung lösten. "Ja, du
hast Recht," erwiderte Marguerite und wischte sich eine Träne der Rührung weg.
Es dauerte nicht lange und das Abendessen war fertig. Alle Baumhausbewohner
setzten sich an den Esstisch und fingen mit dem essen an. Sie waren alle
ziemlich überrascht, dass es trotz Marguerites Hilfe so gut schmeckte. Dankend
und Lächelnd nahm sie die Komplimente über ihr Essen von den Anderen an.
Als sie fertig waren, erklärten sich Finn und Challenger bereit, den Abwasch zu
übernehmen.
Veronika begab sich mit ein Buch in ihr Zimmer und Marguerite setzte sich an den
Balkon.
Marguerite blieb aber nicht lange allein, da Roxton sich dazu entschied ihr noch
ein wenig Gesellschaft zu leisten.
"Darf ich mich zu dir setzten?" fragte er sie höflich, was sie mit einem
bejahendem Kopfnicken beantwortete.
Nachdem er sich neben sie gesetzt hatte, war es erst einmal für einen Moment
sehr still.
"Marguerite, ich bin froh, dass du wieder da bist," gestand er ihr. "Ich auch," erwidert sie ihm.
Vorsichtig legte er seinen Arm um ihre Schulter, woraufhin sie ihren Kopf an
seinen Schultern anlehnte.
"Wenn du darüber reden willst, werde ich für dich da sein und dir zuhören," bot
er ihr an. "Ich weiß," erwiderte sie ihm.
"Es ist nur so, dass durch das was passiert ist wurde ich wieder an meine
Kindheit im Klosterinternat erinnert," erzählte sie ihm und er konnte heraus
hören, dass das keine guten Erinnerungen waren.
"Weiß du John, ich hatte nie wirklich Freunde oder jemand der sich um mich
sorgte,... so wie hier," gestand sie ihm zögernd.
"Und wir werden auch für immer deine Freunde sein," versprach er ihn. "Na ja,
ich hoffe ja, dass ich ein wenig mehr als nur ein Freund für dich bin," fügte er
grinsend hinzu.
Marguerite erhob ihren Kopf und sah ihn an. "Das bist du. Ich liebe dich John," gestand sie ihm.
Diese drei Worte lassen sein Herz höher schlagen. Er könnte es nicht oft genug
von ihr hören. Er weiß wie schwer es ihr immer noch fällt, diese drei Worte ihm
zu sagen und gerade deshalb, weiß er es besonderst zu schätzen, dass sie sich
immer wieder dazu durch ringt, es doch zu tun.
"Ich liebe dich auch," erwidert er ihr lächelnd.
Langsam beugt er sich vor, während sie ihren Kopf anhebt. Ihre Lippen treffen
sich und sie fangen an sich vorsichtig zu küssen. Der Kuss wurde immer
leidenschaftlicher, bis sie ihn Atemlos unterbrachen.
"Wie währe es, wenn wir dies in deinem oder meinem Zimmer fortsetzten?" fragt
Roxton sie und sah sie hoffend an.
"Das währe eine gute Idee und ich würde mein Zimmer vor ziehen," erwidert sie
ihm lächelnd.
Beide stehen sie auf und gehen in ihr Zimmer. Als sie es betraten, sah
Marguerite dass sie den Badeanzug von Veronika noch nicht zurück gegeben hat.
"Ich bin gleich wieder da," versprach sie Roxton und gab ihn noch einen Kuss auf
die Wange, bevor sie mit dem Badeanzug in der Hand durch die Tür verschwand.
Vorsichtig klopfte sie an Veronikas Tür. Veronika schien noch wach zu sein und
bat sie herein.
"Ich wollte dir noch deinen Badeanzug zurück geben," erklärte Marguerite ihr.
"Danke, du kannst ihn dort auf den Stuhl legen," erwiderte Veronika und zeigte
auf einen Stuhl, der in der Nähe von ihrem Bett stand
Marguerite legte es dort ab und wollte das Zimmer dann wieder verlassen, aber
dann sah sie etwas, was sie erstaunte. Sie blieb vor der Wand stehen und schaute
fast schon ungläubig darauf.
"Du hast es tatsächlich aufgehängt," sagte sie fast schon zu sich selbst. "Aber
natürlich. Ich habe ja gesagt, dass es einen besonderen Platz bekommt," erwidert
Veronika, die inzwischen neben Marguerite steht und sich ebenfalls noch einmal
das Bild anschaut.
Marguerite umarmte sie dankend und wünschte ihr dann eine gute Nacht, bevor sie
Veronikas Zimmer verlies.
Veronika stand noch eine Weile ein wenig verwirrt vor dem Bild. Für sie war es
nur ein Bild, dass sie von einem netten kleinem Mädchen, welches sie innerhalb
eines Tages in ihr Herz schloss, bekommen hat, aber für Marguerite war es viel
mehr.
Marguerite kehrte wieder in ihr Schlafzimmer zurück, in dem Roxton immer noch
auf sie wartete.
Sie erzählte ihm von dem Bild und dass Veronika es in ihrem Zimmer aufgehängt
hat. Er fand es ebenfalls rührend von Veronika und meinte zu Marguerite, dass
dies seine Aussage von vorhin bestätigte.
Sie umarmte ihn, fast schon ungläubig darüber, dass sie tatsächlich eine Person
wie Lord John Roxton gefunden hatte, der sie so Bedingungslos liebte.
Er legte seine Arme um sie und fing an ihren Nacken zu küssen. Langsam zog er
das Ende ihrer Bluse aus ihrem Rock und fuhr mit seinen Händen langsam darunter.
Er konnte ihre weiche Haut auf ihrem Rück spüren und auch sie machte sich an
seinem Hemd zu schaffen.
Sie fingen an sich gegenseitig Auszuziehen und als kein Stoff mehr ihre Körper
bedeckten, nahm Roxton ihre Hand und führte sie zu ihrem Bett. (...)
|