Seit Tagen war es im Dschungel ziemlich ruhig. Auch die üblichen Angriffe der
Affenmenschen blieben aus. Nicht dass es unserer 5 Abenteurer störte, aber
dennoch traute Veronica dieser Ruhe nicht. Es war Nacht, die Luft schien still
zu stehen und es lag eine gewisse Spannung in ihr. In der Ferne hörte man nur
das gewohnte Geräusch des Windkraftrades. Da Finn nicht schlafen konnte, hatte
sie beschlossen sich noch einen Tee zu genehmigen. Nun saß sie im Baumhaus und
genoss die Stille.
Doch plötzlich sah sie einen Schatten. Dich in dem Glauben sich das nur
eingebildet zu haben ging sie weiter Richtung Bett. Aber schon wieder sah sie
diesen Schatten vorbeihusche. "Spinn ich?!" fragte sie
sich und begann langsam an sich zu zweifeln. Auf einmal hörte sie ein Klirren.
Der Schatten verschwand schlagartig, als Roxton das Licht anmachte. Challenger,
Marguerite und Veronica kamen auch dazu. "Wer macht denn
mitten in der Nacht so einen Krach?" fragte Marguerite noch halb im
Tiefschlaf. "Was ist geschehen und wer war das?" fragte Challenger ganz außer sich und deutete dabei auf das zerbrochene Bild des
Flugsauriers. "Da war so ein komischer Schatten" versuchte Finn zu erklären aber Challenger wollte nichts davon hören. "Wir sollten wieder schlafen gehen und morgen darüber
diskutieren." versuchte Roxton zu beruhigen.
Am nächsten Morgen berichtete Finn den anderen was sie gesehen hatte. "Konntest du erkennen wer es war?"fragte Veronica ganz aufgeregt. "Dazu hatte sie
ja keine Zeit, denn der Schatten verschwand ja sofort, weil irgendjemand das
Licht angemacht hat." entgegnete Marguerite und warf Roxton einen
stechenden Blick zu. "Ich konnte zwar nicht erkennen wer es
war, aber ich habe das hier gefunden." Finn hielt in ihrer Hand eine
zerbrochene Brille. "Das ist
doch Summerlees Brille!" stellte Veronica
fest.
Sollte Summerlee im Baumhaus gewesen sein?
"Summerlees Brille? Wo kommt die denn her?" fragte
Marguerite entgeistert.
"Dafür gibt es nur eine Erklärung, Summerlee muss der
Schatten gewesen sein, den Finn gesehen hat." sagte Roxton
Challenger lief aufgeregt auf und ab.
"Das kann nicht sein, Summerlee ist tot, es muss eine
einfachere Erklärung dafür geben."
Finn verdrehte genervt die Augen, da Challenger bekannt dafür war alles
genauestens zu hinterfragen. Drei Tage waren vergangen, doch der Schatten war
noch nicht wieder aufgetaucht. Challenger lief seit Tagen mit einem von ihm
erfundenen Schwingungsmesser herum, um irgendwelche unnatürlichen Schwingungen
aufzuspüren. Es war spät abends, außer Challenger und Veronika, waren alle schon
im Bett. Plötzlich hörte Veronika ein Rascheln und auch der Schwingungsmesser
spielte plötzlich verrückt.
"Was war das und was ist mit dem komischen Apparat los?"fragte Veronika völlig verwirrt.
"Ich werde versuchen die Schwingungsquelle zu finden."
sagte Challenger und lief mit dem Schwingungsmesser durch das ganze
Baumhaus.
Plötzlich erschien wieder dieser Schatten, den Finn gesehen hatte.
"Challenger, schnell, kommen Sie her!"rief Veronika, doch vergeblich, Challenger war plötzlich spurlos
verschwunden.
Veronika rief die anderen zusammen und sie machten sich auf den Weg Challenger
zu suchen.
"Challenger sucht sich immer den schlechtesten Zeitpunkt
zum Verschwinden aus." sagte Marguerite mürrisch, da sie schon wieder
mitten in der Nacht aus ihrem Schlaf gerissen worden war.
"Marguerite, ich frag mich warum du dich so aufregst, du
hast doch nun wirklich keinen Schönheitsschlaf mehr nötig." erwiderte
Roxton mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht.
"Seht mal dort - Fußspuren." entdeckte Finn.
"Ja, aber seht mal daneben sind noch etwas größere
Spuren."
Kaum hatte Veronika dies ausgesprochen sprangen aus dem Gebüsch zwei Raptoren.
Um sich zu retten rannten alle vier in die Richtung einer Höhle. Doch unterwegs
fielen Finn und Marguerite in eine Grube, die von den Affenmenschen als Falle
ausgehoben worden war. Das dachten sie jedenfalls.
"Wo sind Finn und Marguerite?" fragte Roxton völlig
außer Atem.
"Keine Ahnung, wir müssen sie unterwegs verloren haben."
antwortete Veronika.
"Gut das ihr hier seit." tönte eine Stimme aus
einem Winkel der Höhle.
Es war Challenger.
"Ich hoffe ihr habt euch keine Sorgen gemacht, aber ich
fand im Baumhaus diesen Zettel mit Summerlees Handschrift, der mich zu dieser
Höhle führte." Berichtete Challenger und wedelte dabei ganz aufgeregt mit
dem Zettel.
"Seht euch das an!" sagte Challenger und deutete
auf merkwürdige Schriftzeichen in der Felswand.
"Was bedeutet das?" fragte Roxton verwundert.
"Das ist lenganisch. Diese Sprache sprachen die Lenga,
doch ihr Stamm existiert nicht mehr." klärte
Veronika auf.
"Kannst du das entziffern Veronika?" fragte Roxton.
"Ich glaube schon, aber ich brauche etwas Zeit."
Währenddessen hatten sich Marguerite und Finn von ihrem Sturz erholt.
"Na toll, immer fall ich in irgendwelche Löcher."
regte sich Marguerite auf.
"Wir sollten ruhig bleiben und versuchen hier wieder raus
zukommen." antwortete Finn gelassen.
Nach ein paar Metern sah Marguerite ein Funkeln.
"Was ist das?" fragte sie und trat näher.
In der Grube befanden sich unzählige Diamanten und Marguerite konnte sich nicht
mehr zurückhalten.
"Warte, das könnte eine Falle sein." warnte Finn.
Tatsächlich, kaum hatte Marguerite einen Diamanten berührt, begannen die Wände
sich aufeinander zu zu bewegen.
"Toll Marguerite, jetzt haben wir ein echtes Problem."
In der Höhle hatte Veronika inzwischen die Schriftzeichen entziffert.
"Das ganze ist eine Geschichte. In der Geschichte ist der
Weg vom Plateau versteckt." erklärte
Veronika.
"Soll das heißen, dass die Botschaft von Summerlee ein Hinweis war um den Weg
vom Plateau zu finden?" fragte Roxton.
"Sieht ganz so aus." erwiderte Challenger.
"Hier steht: 'Über den Himmel gekommen, verließen sie die Welt durch die Erde.'"berichtete Veronika
"'Über den Himmel gekommen' ?`- damit könnte unsere
Ballonfahrt gemeint sein." kombinierte Challenger.
"Dann bedeutet 'verließen sie die Welt durch die Erde.' -
dass der Weg vom Plateau durch irgendeinen unterirdischen Gang führen muss."
schlussfolgerte Roxton.
Finn und Marguerite hatten nicht mehr viel Zeit, die Wände kamen immer näher.
Finn versuchte durch den Boden hindurch ein Loch zu graben. Im letzten
Augenblick konnten sie entkommen.
"Dauernd muss ich hier durch irgendwelche Löcher im
Erdbodenkriechen." nörgelte Marguerite.
"Du solltest froh sein, dass wir noch leben." konterte
Finn.
Sie waren eine halbe Stunde lang einen geraden Gang entlang gelaufen ohne
irgendwelche Vorkommnisse.
"Vermisst du deine Heimat New Amazonia?" fragte
Marguerite mit etwas leiser Stimme.
"Nein nicht wirklich, Tag für Tag musste ich vor
Sklavenhändlern fliehen und in der ganzen Welt herrschte totaler Krieg."
antwortete Finn.
"Tut mir leid, dass ich uns vorhin in diese Lage
gebracht habe, aber manchmal kann ich einfach nicht widerstehen." gab
Marguerite zu.
"Na ja, wir leben noch, das ist doch schon was."
erwiderte Finn.
Zur gleichen Zeit hatte Veronika die Schriftzeichen vollständig entziffert und
alles auf einem Zettel niedergeschrieben.
"Wir sollten jetzt Marguerite und Finn suchen ."
schlug Roxton vor.
Sie machten sich auf den Weg.
"Da seht, in diese Grube müssen sie gefallen sein."
sagte Veronika.
Marguerite und Finn hatten beschlossen eine Pause einzulegen, bevor sie
weitergingen.
"Finn? - Marguerite? Wo seid ihr" rief Challenger
"Hey, hast du das gehört?" fragte Finn Marguerite.
"Was denn?" fragte Marguerite wieder etwas
genervt.
"Hallo?" rief Finn zurück.
"Finn? Bist du das? Ich bin's Veronika, wartet wir kommen
zu euch."
"Wurde ja auch zeit, dass ihr hier aufkreuzt."
entgegnete Marguerite schnippisch.
"Tja du solltest in Zukunft besser aufpassen wo du
hintrittst, dann würdest du nicht immer in irgendwelchen Gruben landen."
sagte Roxton.
"Seht euch das an, auf dem Boden befindet sich dasselbe
Symbol wie auf der Wand in der Höhle." erkannte Challenger.
"Siehst du John,
manchmal ist es doch ganz gut wenn ich in 'irgendwelche Gruben' falle." sagte Marguerite mit einem Funkeln in den Augen.
Sie wanderten stundenlang durch den Tunnel.
"Da vorne ist Licht." entdeckte Marguerite.
"Seht ihr das, was ich sehe?" fragte Roxton.
Es war unglaublich, sie hatten tatsächlich den Weg vom Plateau gefunden. Nach
drei Jahren konnten sie endlich nach Hause zurückkehren.
"Wir können endlich nach London zurück." entgegnete
Roxton.
Veronika freute sich für die anderen, aber für sie war klar das sie auf dem
Plateau bleiben würde.
"Ihr wisst, dass ich immer auf dem Plateau bleiben will
und werde, es ist meine Heimat und ich muss es beschützen." sagte
Veronika.
"Finn wirst du mit uns kommen?" fragte Challenger
mit leiser Stimme.
"Ich werde mit Veronika auf dem Plateau bleiben, ich fühle
mich nicht bereit für eine völlig neue Welt. Ihr seit für mich so etwas wie eine
Familie geworden aber ich würde mich in London nicht wohlfühlen und das Plateau
ist auch schon immer meine Heimat gewesen." erwiderte Finn.
"Hey es ist ja nicht so, dass wir uns nie wieder sehen,
wir kennen jetzt den Weg zum und vom Plateau und werden euch mit Sicherheit
wieder sehen." sagte Marguerite.
Sie verabschiedeten sich und kehrten nach London zurück. Dort angekommen wurden
sie sofort von der Presse mit Fragen bombardiert
"Dr. Challenger, konnten Sie, Lord Roxton und Ms. Krux das Plateau entdecken?"
Die drei sahen sich an und wussten was zu tun war. So antwortete Challenger: "Nun wir hatten einen sehr beschwerlichen Weg den Dr. Summerlee mit seinem Leben
bezahlen musste und Mr. Malone hatte sich von unserer Expedition verabschiedet
um seinen eigenen Weg zu gehen. Leider konnten wir das Plateau nicht entdecken."
Pr. Georg Edward Challenger blieb weiterhin ein verspotteter Visionär aber hielt
weiterhin an seinen Forschungen fest.
Lord John Roxton ließ sich auf seinem Anwesen nieder und gab die Großwildjägerei
auf.
Marguerite Krux lebte ihr luxuriöses Leben auf einem Anwesen in Schottland
weiter.
Veronika und Finn verbrachten den Rest ihres Lebens auf dem Plateau.
Niemand erfuhr jemals von der "Verlorenen Welt".
THE END
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